„Es geht schließlich um die Menschen in unserem Land“

Im Gespräch mit Hans Hartmann, Präsident des DRK-Landesverbandes Niedersachsen und seit 2021 Vorsitzender des Präsidialrates des Deutschen Roten Kreuzes.

Was hat Sie dazu bewogen, sich zunächst im Präsidium des Landesverbandes und seit November 2021 auch als Vorsitzender des Präsidialrates auf Bundesebene ehrenamtlich zu engagieren?

Mich für das Rote Kreuz aktiv einzubringen, ist für mich Überzeugung und Leidenschaft zugleich. Angesichts der Weltlage und der Herausforderungen in unserem Land hat die Bedeutung der größten Hilfsorganisation nach wie vor einen immensen Stellenwert. Teil der Rotkreuzfamilie zu sein, erfüllt mich mit Freude und Stolz. Wenn ich die humanitäre Arbeit des DRK in Niedersachsen und bundesweit durch meine Erfahrungen, auch aus meinem beruflichen Kontext, voranbringen und gestalten kann, bedeutet dies viel für mich.

Als Präsident des Landesverbandes war ich zugleich seit 2014 Mitglied im Präsidialrat, dem alle Präsidentinnen und Präsidenten der 19 DRK-Landesverbände sowie die Präsidentin des Verbandes der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz angehören. 2021 wurde ich zum Vorsitzenden dieses Gremiums gewählt, das das oberste föderative Entscheidungsorgan des Deutschen Roten Kreuzes ist. Es ist mir eine Ehre dieses Amt zu führen und gemeinsam im Präsidialrat die Gegenwart und Zukunft des Deutschen Roten Kreuzes mitzugestalten. Denn für wichtige gesellschaftliche Aufgabenfelder übernimmt das DRK bundesweit und natürlich auch in Niedersachsen Verantwortung mit seiner großen Basis an ehrenamtlichen und hauptamtlichen Kräften, ob im Bevölkerungsschutz, in der Pflege oder der Kindertagesbetreuung zum Beispiel.

Wie gestaltet sich die Präsidialratsarbeit und welche Themen stehen dabei besonders im Fokus?

Vorschläge des DRK-Präsidiums, die allgemein verbindliche Regelungen für das Deutsche Rote Kreuz inklusive aller Untergliederungen betreffen oder finanzielle Auswirkungen mit sich bringen, müssen vom Präsidialrat beschlossen werden. Dazu gehören beispielsweise Beschlüsse über die strategische Ausrichtung und Hauptaufgabenfelder des DRK. Außerdem berät der Präsidialrat das Präsidium des DRK-Bundesverbandes. Er erteilt auch auf Vorschlag der Präsidentin die Zustimmung zur Bestellung des Vorstandes.

Die Themen, die uns in der letzten Zeit besonders bewegt haben, sind vielfältig und gesellschaftlich von hoher Relevanz. Beispielsweise die Frage der zivilmilitärischen Zusammenarbeit: Wie können wir angesichts der Bedrohungslage vor dem Hintergrund unserer Rotkreuz-Grundsätze mit der Bundeswehr enger zusammenarbeiten. Hierzu gibt es ein gemeinsames Positionspapier, das in der Bundesversammlung am 30. November 2024 vorgestellt wird.

Auch beschäftigen uns die fehlenden Mittel für den weiteren Ausbau im Bevölkerungsschutz, so etwa für die Betreuungsmodule des sogenannten Labor 5.000. Zehn dieser Module, die für die Betreuung von 50.000 Menschen ausgelegt sind, sollten durch den Bund finanziert werden. Gerade einmal 1,5 sind anfinanziert und zurzeit sind dafür keine weiteren Mittel im Bundeshaushalt vorgesehen.

Mit Trauer und Entsetzen mussten wir in letzter Zeit feststellen, dass immer mehr humanitäre Helferinnen und Helfer in bewaffneten Konflikten im Einsatz getötet oder verletzt werden, obwohl sie durch das humanitäre Völkerrecht unter einem besonderen Schutz stehen. 2023 starben so viele humanitäre Helferinnen und Helfer wie nie zuvor im Einsatz. Und 2024 hält dieser grausame Trend bisher an.

Vor allem betreffen viele Themen der Bundespolitik die Arbeit des DRK, so etwa im Bereich des Rettungsdiens